Für eine sozial und ökologisch verträgliche Wärmewende, die Betroffene zu Beteiligten macht

Ein Beschluss des 32. Bundeskongresses der NaturFreunde Deutschlands, der vom 25.–27. April 2025 in Kaiserslautern tagte

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Neben dem Stromsektor muss auch der Wärmesek­tor auf eine nachhaltige und klimafreundliche Basis gestellt werden. Bis heute wird der Wärmesektor von fossilen Energieträgern dominiert. Dies gilt für den Ge­bäudebereich genauso wie für die Industrie. Die schnelle und deutliche Erhöhung des erneuerbaren Anteils bei der Wärmeversorgung ist ein dringend notwendiger Schritt zu mehr Klimaverträglichkeit.

Die Wärmeversorgung im Gebäudebereich ist ein zentraler Bereich der Daseinsvorsorge. Hier spielen die Kommunen eine Schlüsselrolle: Sie sind es, die in der kommunalen Wärmeplanung (KWP) den Weg zu einer zukunftsfähigen Wärmeversorgung in Städten und Gemeinden aufzeigen und organisieren müssen.

Mit dem Wärmeplanungsgesetz (WPG) vom 22. De­zember 2023 wurde eine bundesweite Grundlage für die KWP geschaffen. Für die energetischen Anforderungen und Sanierungspflichten an Gebäuden gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Die Wärmewende von der fossilen hin zu einer er­neuerbaren Wärmeversorgung betrifft die Hauseigen­tümer*innen, die Wohnungseigentümer*innen und nicht zuletzt die Mieter*innen. Die Wärmewende wird erfolgreich sein, wenn sie vom Vertrauen der Menschen getragen ist und die damit verbundenen Kosten von ihnen als gerecht empfunden werden und von ihnen getragen werden können.

Erneuerbare Energien zur Wärmeversorgung spielen im Bestand bisher eine geringe Rolle. Noch immer werden 79 Prozent der knapp 20 Millionen Wohnge­bäude mit Öl und Gas beheizt. Aber auch die Nutzung vorhandener Effizienzsteigerungspotenziale wurde jahrelang vernachlässigt. Während eine energieeffi­zientere und auf Basis erneuerbarer Energien erfolgende Wärmeversorgung im Neubaubereich einfa­cher zu gewährleisten ist, liegt die Herausforderung insbesondere bei den Altbauten. Die Wärmewende ist im Kontext einer notwendigen energetischen (Alt­bau-) Sanierung vor allem auch im Hinblick auf ihre sozialen Auswirkungen von zentraler Bedeutung.

Die Wärmeplanung ist daher in hohem Maße auch eine sozialpolitische Aufgabe, denn bezahlbare Ener­giepreise sind für viele Menschen mit geringem Ein­kommen existenzsichernd. So sind die Wohnkosten nach einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsver­bandes vom Dezember 2024 bei Zugrundelegung der tatsächlichen und nicht nur der statistischen Wohn­kosten für viele Haushalte nur schwer zu tragen. Bei der Wärmewende und einer damit verbundenen Sa­nierung ist die Auswirkung auf die Armut bestimm­ter Bevölkerungsgruppen besonders zu berücksichti­gen. Dies könnte zu Angst und zu einem Vertrauens­verlust der Bürger*innen führen.

Aus Sicht der NaturFreunde muss die Wärmewende aus den Komponenten

  • Dekarbonisierung der Wärmeversorgung, auch der Fernwärme,
  • geringerer Ressourcenverbrauch, geringerer Wär­mebedarf durch energetische Sanierung im Ge­bäudebestand sowie der
  • sozialverträglichen Gestaltung bestehen.

Die NaturFreunde Deutschlands sind sich bewusst, dass die Umsetzung der kommunalen Wärmepla­nung eine Generationenaufgabe mit einem hohen In­vestitionsbedarf ist.

Die NaturFreunde fordern daher, dass:

  • die Wärmewende zur kommunalen Pflichtauf­gabe wird;
  • Klimaschutz und Wärmewende als Gemeinschafts­aufgabe ins Grundgesetz aufgenommen werden;
  • die Finanzierung der Wärmewende dauerhaft ge­sichert wird;
  • soziale Aspekte bei den Förderprogrammen inte­griert werden müssen;
  • wenn Umbauten zur Pflicht werden, diese sozial abgefedert werden müssen;
  • die Bürger*innen von Anfang an an der Wärme­planung beteiligt sein müssen;
  • die Bürger*innen über die beabsichtigte Entwick­lung der Strom- und Gas- sowie Nah- und Fern­wärmenetze frühzeitig informiert werden.

Die NaturFreunde werden

  • sich daher im Rahmen ihrer umwelt- und klima­politischen Netzwerk- und Gremienarbeit für die zügige Umsetzung einer sozial und ökologisch ver­träglichen Wärmewende einsetzen;
  • sich darüber hinaus im Rahmen ihrer innver­bandlichen Aktivitäten und hier insbesondere über den Bundesfachbereich Umwelt, Natur­schutz und Sanfter Tourismus über entspre­chende Informationsangebote den Fragen der Wärmeplanung und der Wärmewende widmen. Dabei wird der Fokus auf eine sozialverträgliche Umsetzung der Wärmewende gerichtet.

www.bundeskongress.naturfreunde.de